Umweltbewusstsein führt nicht zwangsläufig zum Energie sparen

Umweltbewusstsein führt nicht zwangsläufig zum Energie sparen

Wer sich selbst für umweltbewusst hält, ist es oft gar nicht. Zu diesem Schluss kommt eine im April 2016 veröffentlichte Studie des Umweltbundesamtes. Das Einkommen beeinflusst das Verhalten in Sachen Energie sparen und Ressourcen schonen viel stärker, als die persönliche Einstellung zu Umwelt- und Klimaschutz. Der Energieverbrauch steigt mit der Höhe des Einkommens und dem formalen Bildungsstand. Wobei der Bildungsstand auch enorm zur positiven Umwelteinstellung beiträgt. Gerade in diesen sozialen Kreisen ist Energie sparen zwar in aller Munde, aber der Energieverbrauch überdurchschnittlich hoch.

Wasser predigen Wein trinken?

Das scheint wie mit dem Wasser und dem Wein zu sein, dachte ich mir. Also sah ich mir die Studie genauer an. Die, die Wasser predigen, sprich Umwelt-und Klimaschutz für wichtig halten, trinken Wein. Denn sie können es sich leisten. Sie blenden die negativen Seiten ihres hohen Energieverbrauchs aus. Der Kontrast zwischen Wissen und Einsichten einerseits und dem Verhalten andererseits ist laut der Studie, bei denen mit hohem Einkommen extrem hoch. Die, die wenig Einkommen haben sparen Energie. Allerdings nicht weil sie eine positive Umwelteinstellung haben, sondern weil sie sich ein Leben mit höherem Energieverbrauch nicht leisten können.

Energie sparen bedeutet nicht automatisch umweltbewusst

Für die Studie wurden gut 1.000 Menschen aus allen gesellschaftlichen Gruppen ganz Deutschlands nach ihrem Energieverbrauch in allen wesentlichen Lebensbereichen, vom Kochen bis zur Urlaubsreise befragt. Dabei sollte sie herausfinden, wie sich soziodemografische und kulturelle Faktoren sowie die Einstellung zu Umwelt und Klima auf die Höhe des persönlichen Energieverbrauchs auswirken.

Der Befund: Es ist egal ob sich jemand für umweltbewusst hält oder nicht, es kommt nur auf das Einkommen und den Bildungsstand an, wie viel Energie er verbraucht. Menschen aus einkommensschwachen und bildungsfernen Schichten belasten die Umwelt am wenigsten, obwohl sie ein eher geringeres Umweltbewusstsein haben. Leute mit höheren Einkommen verhalten sich im Alltag umweltbewusst. Sie fahren öfter Fahrrad, trennen den Müll, essen Biowaren und weniger Fleisch. Jedoch geben sie oft mehr Geld für größere Häuser und Wohnungen aus, die mehr Heizenergie brauchen. Sie fahren auch oft spritschluckende Autos und fliegen häufiger.

Eine Ausnahme ist die Gruppe der ‚Bewussten Durchschnittsverbraucher‘. Ihr relativ geringer Verbrauch »erscheint als eine bewusste Entscheidung und nicht als ein durch finanzielle Restriktionen erzwungener Verzicht«, halten die Forscher fest. Dennoch stellt sich mir die Frage wie sich hohe Einkommen und hoher Lebensstandard mit niedrigem Energieverbrauch vereinbaren lassen. Oder ist das vielleicht gar nicht möglich? Spielt das überhaupt eine entscheidende Rolle?

Umweltbewusst trotz allem

Die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhänge sind komplex und für uns ‚Otto-Normal-Bürger‘ nicht leicht zu durchschauen. Nicht nur innerhalb eines Landes ist der Verbrauch von Energie und Ressourcen ungleich verteilt, sondern auch im globalen Maßstab. Neulich las ich gar, dass Energie sparen im deutschen Haushalt nicht zwangsläufig auch zu einer Verminderung des globalen CO2-Ausstoßes führen muss. (Aber das ist eine gesonderte Geschichte). Doch daran wird mir klar, wir werden nicht darum herum kommen die lokalen, wie globalen Zusammenhänge immer wieder zu hinterfragen. Denn ich werde das Gefühl nicht los, das augenblicklich nur die Symptome des Klimawandels* bekämpft werden.

Ich denke alle Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft, wie auch die Umweltverbände und andere Nichtregierungsorganisationen sollten ihr bisheriges Handeln hinterfragen. Denn bisher hat die Idee des ständigen Wachstums Mensch und Umwelt gleichermaßen ins Wanken gebracht. Nur bin ich mir nicht sicher, ob das überhaupt in Frage gestellt werden soll. Denn ein Veränderungsprozess hin zu einer gleichberechtigten, ökologisch gesunden Welt (wenn das denn wirklich Ziel sein soll) wirkt sich auf unser aller Lebensbereiche aus. Egal wie hoch das Einkommen ist, egal welche Einstellung dahinter steht.

* wobei es ja da auch vollkommen andere Meinungen zum Klimawandel gibt

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