Wir Deutschen – ein Volk der Reisenden! Zu jeder Jahreszeit. Die Tourismusbranche hat Erfolg trotz Sparzwängen und Terrorängsten. Sowohl längere Reisen in den Urlaub als auch »Kurztrips« nehmen zu. Gerade jetzt im Sommer sind viele auf der Suche nach einem günstigen und schönen Urlaubsziel.
Erlebnis-Urlaub und seine Folgen
Bei den meisten von uns steht der Wunsch nach Entspannung und Erholung in der Natur an erster Stelle. Aber auch der sogenannte »Erlebnis-Urlaub« mit zahlreichen Aktivitäten vor Ort liegt im Trend. Dadurch nimmt der Aufwand zur Gestaltung dieser »Freizeit-Infrastruktur« wie besonderer Sportanlagen, Golfplätze, Frei- und Hallenbäder und die entsprechenden Verkehrswege, stetig zu. Dennoch wünschen wir uns Idylle und Harmonie am Urlaubsort. Aber wie lassen sich diese Interessen von uns Urlaubern und der Wirtschaft vor Ort mit Umweltaspekten vereinbaren? Die ökologisch nachteiligen Auswirkungen sind komplex und weitreichend:
- Flächenversiegelung
- Wasser- und Energieverbrauch
- Abwasser- und Abfallaufkommen
- Verkehrsbelastung und Luftverschmutzung
- Beeinträchtigung und Zerstörung von Pflanzen- und Tierwelt
- Verschandelung des Landschaftsbildes
- Massentourismus zum Schaden unserer Umwelt
Es stellt sich also die Frage, ob es sich in diesen Zeiten der Überforderung von Mensch und Natur noch lohnt, überall anzukommen wo wir auch hinfahren, hinfliegen können.
Umweltschonend in den Urlaub
Die Alternative: Ein Tourismus, bei dem neben den rein wirtschaftlichen Interessen auch die Belange der Umwelt und soziale Interessen berücksichtigt werden. Ökotourismus, nachhaltiger Tourismus oder sanfter Urlaub sind die Stichworte, die in diesem Zusammenhang oft fallen.
Inzwischen gibt es viele Versuche von Reiseanbietern, Fremdenverkehrsverbänden und Ferienorten, die Umweltfreundlichkeit beim Reisen zu verbessern. »Sanfter Tourismus« bedeutet:
- Vermeidung oder zumindest Verringerung bisheriger Umweltbelastungen
- schonende und ökologisch verträgliche Nutzung sowie Regeneration der Natur
Das bedeutet für uns Reisende nachhaltig unterwegs zu sein. Sozusagen als »Sanfte Touristen«
Was jeder Einzelne tun kann:
Es beginnt schon bei der Urlaubsvorbereitung:
- längere Urlaubsreisen verhelfen zu mehr Erholung, haben den ökologischen Vorteil geringere Verkehrsbelastung, oder des nur einmaligen Fluges und sparen oft noch Geld
- Kurztrips bringen Abwechslung in den Alltag, schlagen aber große Löcher in der Nachhaltigkeitsbilanz, wenn, dann sollten wir dabei die nähere Umgebung erkunden, am besten mit
- umweltfreundlichen Verkehrsmitteln: Fahrrad, Bus oder Bahn
- das geplante Reiseziel samt Unterkunft auf »Umweltverträglichkeit« anhand der verschiedenen Label überprüfen – für Deutschland
- wenn es möglich ist nicht in der Hauptsaison reisen
- massentouristische Ferienkomplexe meiden
Am Urlaubsort:
- die Ausflüge am besten zu Fuß, per Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unternehmen
- beim Fahrradfahren, Wandern und Spazierengehen auf den dafür vorgesehenen Wegen bleiben
- auch wenn es inzwischen für viele völlig selbstverständlich ist, sind wir im Urlaub auch schon mal etwas nachlässig, dennoch keinen Abfall am Wegesrand liegenlassen
- beim Baden, Surfen, Tauchen oder Bootsfahren empfindliche Bereiche (Naturschutzgebiete, Uferzonen mit natürlichem Bewuchs und Brutplätze von Wasservögeln) meiden
- bitte keine exotischen Souvenirs kaufen, für die gefährdete Tier- und Pflanzenarten ihr Leben lassen mußten
- sich nicht mit gefährdeten Tierarten fotografieren lassen
- Fast-Food-Restaurants links liegen lassen
»Der Tourismus zerstört das, was er sucht, indem er es findet.« (Hans-Magnus Enzensberger).
Dennoch: »Reisen ist für Vorurteile, Bigotterie und Engherzigkeit lebensgefährlich, und viele unserer Leute benötigen es aus diesem Grunde dringend.« (Mark Twain) Ja, ich denke gerade in unserer globalisierten Welt sind Begegnungen mit anderen Menschen und ihren Kulturen eine Notwendigkeit, wenn wir friedlich und verständnisvoll miteinander leben wollen. Nachhaltigkeit und Begegnungen mit Unbekanntem, ob nah oder fern müssen sich nicht zwangsläufig ausschließen, wenn wir es richtig angehen.