Problem mit Drucker, Waschmaschine und Co? Warum gehen sie so schnell kaputt?

Wütende Frau - Warum Drucker, Waschmaschine und Co immer schneller kaputt gehen© pixabay- RobinHiggins

Haben Sie auch den Eindruck, das elektrische Geräte immer schneller kaputtgehen? Nach knapp zwei Jahren verabschiedete sich letzte Woche mein Drucker und kurz danach gab auch noch die Waschmaschine ihren Geist auf. Beim Drucker blieb ich noch gelassen und hoffte ein Freund könne ihn reparieren. Aber als auch noch die 5 Jahr alte Waschmaschine versagte, fluchte ich aus voller Brust. Zumal Garantie- und Gewährleistungszeit beider Geräte überschritten sind. Kann das mit rechten Dingen zu gehen?

Erst letzte Woche berichtete mir meine Schwester ärgerlich von dem kaputten Knopf an ihrer relativ neuen Kaffeemaschine. Und mein Nachbar beklagt sich ständig über die kurze Nutzungszeit seines Handy-Akkus. Es scheint wirklich so, als würden elektrische und elektronische Geräte immer schneller kaputtgehen. Woran liegt das?

Dinge, die schneller kaputtgehen sind obsolet

Vor nicht all zu langer Zeit las ich darüber. Obsoleszenz als Wachstumsbeschleuniger? Kurz nach Ablauf der Garantiefrist funktioniert der Drucker nicht mehr, bleibt der Flatscreen dunkel, verweigert der DVD-Player seinen Dienst. Kritiker und Verbraucherschützer sind der Meinung Hersteller beschleunigen den Verschleiß von Geräten bewusst oder nehmen ihn zumindest billigend in Kauf. Produkte werden obsolet, weil sie zu schnell kaputtgehen, technisch überholt oder aus der Mode gekommen sind. Und die Hersteller helfen dabei gezielt nach? Juristisch auf jeden Fall ein Problem. Der Hersteller kann auf eine böswillige Unterstellung klagen. Die öffentliche Debatte über die „geplante“ verkürzte Lebenszeit von Produkten ist auf jeden Fall sehr kontrovers.

Ob geplant oder nicht, merkwürdig und auffällig sind viele Bruchstellen allemal. Fast überall in unserem Alltag begegnen uns Gegenstände, die offenbar schneller kaputtgehen als erwartet. Hauptsächlich technische Geräte aus den Bereichen Information und Kommunikation, Unterhaltungs- und Haushaltselektronik stehen unter Verdacht besonders kurzlebig zu sein. Aber auch bei Kleidung, Schuhen oder Fahrzeugen scheinen Materialien in Benutzung, die zum schnelleren Verschleiß neigen.

Zum Beispiel wandern Drucker nach nur kurzer Nutzungszeit auf den Müll wegen eines vollen Tintenauffangschwämmchens, das gar nicht voll ist. Und interne Zähler lösen nach einer bestimmten Anzahl von Ausdrucken Fehlermeldungen aus. Gerätegehäuse sind entweder geklebt oder mit Spezialschrauben verschraubt, so dass es kaum möglich ist Reparaturen durchzuführen oder eingebaute Akkus zu wechseln. In Flachbildschirmen werden minderwertige oder zu schwache Elektrolytkondensatoren verbaut. Teilweise sind Ersatzteile schon nach kurzer Zeit nicht mehr lieferbar.

Verkürzte Lebensdauer als Geschäftsmodell kein neues Phänomen

Als Erfinder des Konzepts der geplanten Obsoleszenz gilt General-Motors-Präsident, Alfred P. Sloan. Er führte in den 1920er Jahren kleine Veränderungen an den Auto-Modellen (Material, Gestaltung) in jährlichem Rhythmus ein. Sein Kalkül, wenn die Autos an einigen Stellen schneller kaputtgehen oder er immer leicht veränderte Modelle bauen lässt, kaufen die Kunden schneller neue und teure Modelle.

Sicher kennen Sie die Geschichte von der Glühbirne auf der Feuerwache in Livermore (Kalifornien). Sie leuchtet seit 1901 bis auf wenige Ausnahmen ununterbrochen bis heute und hat die erwartete Leistung um ein Vielfaches übertroffen. Damit verstößt sie eindeutig gegen die geheimen Vorgaben des so genannten Phoebus-Glühbirnen-Kartells, das sich 1924 in Genf gründete. Alle damals führenden Hersteller (General Electric, Philips, Osram, Compagnie des Lampes usw.) beschlossen die Lebensdauer von Glühbirnen von etwa 2.500 Stunden Brenndauer auf 1.000 Stunden vorsätzlich zu verringern. Allerdings gibt es auch hier eine andere Meinung. Diese Absprache sei im Sinne von Umweltschutz und verbraucherfreundlich, denn es war ein Kompromiss zwischen Langlebigkeit und Effizienz.

In Frankreich ist geplante Obsoleszenz verboten

Auch aus heutiger Zeit gibt es ein Beispiel gezielter Manipulation. Und zwar bei Apple. Anfang der 2000er Jahre verbaute Apple bei iPods nicht austauschbaren Akkus mit vorsätzlich begrenzter Lebensdauer von 18 Monaten. Daraufhin gab es in den USA eine Sammelklage. Bei der außergerichtlichen Einigung verpflichtete sich Apple zu einem kostenfreien Austausch für die verkauften iPods und gewährte eine längere Garantie von zwei Jahren statt 18 Monaten. Das wird als Eingeständnis des Konzerns gewertet, absichtlich die Lebensdauer des Produkts beeinflusst zu haben.

Und jetzt ermittelt auch die französische Justiz wegen des Verdachts der Täuschung und der geplanten Veralterung von Geräten gegen Appel. Denn in Frankreich ist geplante Obsoleszenz per Gesetz verboten. Herstellern drohen zwei Jahre Gefängnis und 300.000 Euro Strafe, wenn sie die Lebensdauer ihres Produkts vorsätzlich verkürzen. Außerdem kann die Geldstrafe auf fünf Prozent des durchschnittlichen Jahresumsatzes des Unternehmens angehoben werden.

Umweltbundesamt – Geplante Obsoleszenz ja, aber anders als wir denken

Das Umweltbundesamt geht nicht soweit wie unsere französischen Nachbarn. In einer Langzeitstudie für das UBA haben Wissenschaftler bestimmte Produktgruppen auf Obsoleszenz untersucht. Darin stellen sie fest:“Die Analyse hat gezeigt, dass es in der Realität sehr vielfältige Gründe gibt, Produkte zu ersetzen: werkstoffliche, funktionale, ökonomische und psychologische Gründe. Selbst die auftretenden technischen Defekte von Produkten haben wiederum vielfältige Ursachen. Schwerpunkte, auch im Hinblick auf bewusst eingebaute Schwachstellen, konnten im Rahmen der Studie nicht identifiziert werden.“ Kurz gesagt: Obsoleszenz gibt es, aber keine integrierten Schwachstellen.

Die Hersteller gestalten ihre Produkte so, dass dass sie so lange wie nötig aber nicht so lange wie möglich halten. Die Produktlebensdauer ist in der Regel eine planbare Größe, an der sich die Produktentwickler orientieren. Wer diese festlegt steht nirgends geschrieben.

Auch die Verbraucher tragen dazu bei, sagt die Studie. In den letzten Jahren wurden mehr Elektro- und Elektronikgeräte ersetzt. Entscheidend für einen Neukauf ist der Wunsch der Verbraucher nach einem besseren Gerät. Die Kritiker monieren dabei, dass die Hersteller mit ihren sehr eng gesetzten Modell- und Modezyklen die Kunden geradezu verleiten, ältere, noch funktionstüchtige Produkte frühzeitig gegen neue einzutauschen.

Im November 2017 hat das UBA ein Positionspapier mit Handlungsempfehlungen gegen Obsoleszenz vorgelegt, das auch das Konsumverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher auf längere Haltbarkeit und Reparierbarkeit der Produkte lenken soll. Stefan Schridder vom MURKS? NEIN DANKE!e.V. hingegen wirft der Studie vor, dass sie „versucht die Hersteller als „unschuldige“ Lieferanten zu entlasten, die lediglich Konsummustern folgen würden. Damit vertauscht sie wissentlich Ursache und Wirkung.“ Ebenso kritisiert er das Umweltbundesamt, das eine Lösung nur auf die „lange Bank“ schiebe.

Es wird also wohl noch spannend bleiben zur Frage warum Drucker, Waschmaschine und Co immer schneller kaputtgehen?

Was also tun mit kaputtem Drucker und kaputter Waschmaschine?

Meinen Drucker hat ein Freund tatsächlich wieder ans Laufen bekommen. Er ist fest davon überzeugt, dass gerade bei bestimmten Druckern die Hersteller absichtlich die Anzahl der möglichen Ausdrucke begrenzen. Und die Waschmaschine? Nun ich gebe zu, ich habe mich damals von dem günstigen Preis locken lassen. Doch ich hatte Glück. Es war nur der Keilriemen, der ersetzt wurde. Noch mal Glück gehabt. Dennoch beim nächsten Kauf eines elektronischen Gerätes werde ich ganz sicher genauer hinschauen. Wie sieht es mit Ersatzteilen aus, lässt es sich leicht öffnen, sind Akkus austauschbar usw. Also:

  • Kaufen Sie bewusst und achten auf Langlebigkeit. Hinweise zu Produkten finden Sie zum Beispiel hier. Ein Gerät mit langer Nutzungsdauer ist oft etwas teurer, aber der Ersatz von zu billigen Geräten, die oft schneller kaputtgehen, kommt meist noch viel teurer.
  • Bitte nicht gleich in den Müll werfen. Besuchen Sie eines der vielen Repair Cafés und Reparatur-Initiativen. Die freiwilligen Tüftler können zwar  nicht alles reparieren, aber bei vielen Gegenständen gelingt es ihnen doch.
  • Wer selber Hand ­anlegen will, hier finden Sie Anleitungen und Ersatzteile für die ­Reparatur von ­Computern, Tablets und Smartphones bis hin zu Autos und Haushaltsgeräten.
  • Falls doch nichts mehr zu retten ist, entsorgen Sie die Geräte bitte richtig, so dass was noch recycelbar ist, auch genutzt werden kann. Seit Juli 2016 können Sie kaputte Elektro-und Elektronikgeräte wieder beim Handel abgeben. Alle Infos dazu finden Sie in unserem Artikel: Wohin mit den ausgedienten alten Elektrogeräten?