Biokunststoff ist ökologische Augenwischerei

Biokunststoff lustige Frau mit Strohalm und Plastikbecher

Biokunststoff, Bioplastik oder biologisch abbaubare Kunststoffe klingt doch vielversprechend ökologisch und nachhaltig? Doch Umweltbundesamt und Deutsche Umwelthilfe (DUH) halten die jetzige Form von Biokunststoffen für „Greenwashing“ und sehen negative Folgen für Mensch und Umwelt.

Biokunststoff – alles Bio oder was?

Warum die Kritik? Dazu müssen wir wohl erst einmal verstehen was „Bio“ hier überhaupt bedeutet. Bio steht für zwei Eigenschaften des Bioplastik:

  • „biobasiert“, – Produkte die teilweise oder vollständig aus nachwachsenden organischen Rohstoffen hergestellt sind, z.B. aus Zucker, Mais-oder Kartoffeln. Was aber nicht bedeutet, dass diese Art von Bioplastik auch biologisch abbaubar ist, sich also vollständig zersetzt.
  • „biologisch abbaubar“ – Erzeugnisse, die sowohl aus nicht nachwachsenden, fossilen Ressourcen (z.B. Erdöl) oder aus nachwachsenden organischen Rohstoffen hergestellt sind.

Zudem  sind einige Produkte auch aus einem Gemisch von nachwachsenden und nicht nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Klingt verwirrend, ich weiß. Bio ist zwar Bio, aber eben nur bedingt. Hier eine Grafik zur Systematik von Bioplastik aus dem Umweltbundesamt.

 

UBA_Biologisch abbaubare Kunststoffe, Hintergrundpapier 2009

 

Was bedeutet das für unseren Alltag?

Wenn wir nicht gänzlich auf Plastik verzichten können, stehen wir Verbraucherinnen und Verbraucher vor einem Dilemma. Auf den Verpackungen befinden sich zwar meist Angaben zu den Eigenschaften des Biokunststoff, aber was bringt uns das?. Ob die Tüte nun zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen besteht, „biologisch abbaubar“ oder gar beides ist, am Ende werfen wir sie trotzdem weg.

Der umweltfreundliche Eindruck täuscht und führt reichlich in die Irre. Das „Bio-Label“ wähnt uns in dem Glauben ökologisch korrekt zu handeln. Aber „Bio“ hat in diesem Fall nichts mit „ökologisch“ zu tun. Das stellte eine Untersuchung im Auftrag des Umweltbundesamtes, die die Umweltwirkungen von Verpackungen aus biologisch abbaubaren Kunststoffen untersucht hat, eindeutig fest. Sie belegt, dass „biologisch abbaubare“ Kunststoffe für Verpackungen, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, insgesamt keinen ökologischen Vorteil haben. Und auch die Ökobilanz der biobasierten Kunststoffe lässt noch vieles zu wünschen übrig.

Wohin mit dem Biokunststoff nach Gebrauch?

Da sich auf den ersten Blick eine Biokunststoff-Tüte nicht von herkömmlichem Plastik unterscheidet gibt es auch bei der Entsorgung ein Problem. Wohin mit dem gebrauchten Biokunststoff? In die Biotonne, die Wertstofftonne oder zum Restmüll? Laut Europäischer Norm (EN 13432 / EN 14995) müssen biologisch abbaubare Kunststoffe innerhalb von 12 Wochen in einer Industriekompostierung zu 90% zu Wasser, Kohlendioxid und Humus abgebaut werden.

Das bedeutet „biobasierte“ Kunststoffe, die nicht abbaubar sind, gehören nicht in die Biotonne oder auf den Kompost. Aber auch biologisch abbaubares Plastik darf in den meisten Kommunen nicht in die Biotonne. Es verrottet zu langsam und Kunststoffreste verunreinigen den Kompost.

Auch die Wertstofftonne ist der falsche Entsorgungsort. Denn für Biokunststoff gibt es keine gesetzliche Rücknahme- und Verwertungspflicht. Es werden auch keine Gebühren für das Duale System entrichtet. Darum dürfen Erzeugnisse aus Biokunststoff auch nicht in die gelbe Tonne oder gelben Sack.

Es bleibt also nur die Restmülltonne für die Biokunststoffe.

Fazit – Ohne Plastik ist es besser

  • Am besten soweit es geht auf Wegwerfprodukte jeglicher Art verzichten und Mehrwegsysteme nutzen
  • Schon gekaufte Tüten, Dosen, Flaschen etc.  kreativ wiederverwenden
  • Beim Einkauf Stofftaschen verwenden
  • Aus Glasflaschen trinken
  • Obst und Gemüse einfach lose kaufen (den Bon von der Waage im Supermarkt klebe ich mir übriges auf den Handrücken)

Das ist alles ganz sicher umweltfreundlicher als Biokunststoff zu verwenden. So schonen wir Ressourcen und schützen die Meere vor Plastikmüll, ob „bio“ oder „fossil“. Wo sich Plastik nur schwer vermeiden lässt,  können wir zumindest Recycling-Kunststoff verwenden. Der „Blaue Engel“ zertifiziert beispielsweise Plastiktüten mit mindestens 80 Prozent Recyclinganteil.